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Can‘t Drive This im Test: Besser als Mario Kart

Schnallt euch an, ich habe Can’t Drive This getestet und hatte extrem viel Spaß dabei.

Pixel Maniacs‘ Can‘t Drive This ist besser als Mario Kart! Eine gewagte, catchy Headline, oder? Ich durfte den Couch-Koop ausführlich testen und verrate, warum mir Can‘t Drive This zwar besser als Super Mario Kart gefällt, manchmal aber auch ein kleines bisschen banane ist.

Can‘t Drive This ist ein Koop-Autorennspiel des Nürnberger Indie-Studios Pixel Maniacs und seit März 2021 für PlayStation 4, PlayStation 5, Nintendo Switch, PC (Steam) und Mirosoft Xbox verfügbar. Gewählt werden kann außerdem zwischen der digitalen Version und einer physischen Disc.

Am kooperativen Rennspiel können bis zu vier Leute teilnehmen. Besonders schön dabei: Das Game wird hierzu rein theoretisch nur einmal benötigt, es sei denn, die Teilnehmenden zocken auf Distanz und nicht am Splitscreen.

Spielprinzip

Ein:e Spieler:in muss die zu fahrende Strecke bauen, bis zu drei Mitspielende sollen diese dann abfahren. Welche Bauteile zur Verfügung stehen, ist wie bei Tetris dem Zufall überlassen. Manche der Streckenteile beinhalten auch fiese Fallen wie Stampfer, Sandkuhlen, die das Auto langsamer machen, Beschleuniger, Kurven, Wasserbäder, Turbinen, Hämmer und andere Streckennormabweicher, die uns das Fahren erschweren. Wessen Fahrzeug zu langsam wird, explodiert. In vier verschiedenen Spielmodi gibt es Variationen mit unterschiedlichen Herausforderungen. Anders läuft es lediglich im Modus für Einzelspieler:innen. Dort werden auf Zeit beide Aufgaben alleine erledigt. That‘s it.

Zur Belohnung gibt es bei allen Modi neue Teile und Farbmuster in der Garage, welche unsere Monster-Trucks und die Umgebung optisch verändern. Dabei dürfen der Lack, die Stoßstange vorne (Nase), das Autodach (Hut), die Stoßstange hinten (Spoiler) oder auch der Straßenbelag verändert werden. Außerdem könnt ihr viele lustige Trophäen auf der gewählten Plattform gewinnen und neue Highscores erreichen.

Zu zweit lässt sich der Couch-Koop am besten genießen. Links im Splitscrenn ist die Ansicht der straßenerrichtenden Person zu sehen, rechts die der fahrenden.

Alle zusammen tanzt das Brot …

… wir sitzen doch alle im selben Boot: Im Koop dürfen bis zu vier Spieler:innen gemeinsam bauen und fahren. Betonung liegt hier auf gemeinsam, denn Can‘t Drive This ist, bis auf einen speziellen Spielmodus, nicht kompetitiv. Wer das einmal verinnerlicht hat, kann dieses Spiel wesentlich entspannter genießen. Anders als in Super Mario Kart versagen wir, wenn unsere Mitspielenden versagen. Dadurch entsteht ziemlich schnell eine Art kollektiver Zusammenhalt. Wir sitzen alle im selben Boot und versuchen einfach nur, die nächste Runde als Team zu meistern.

Manchmal ist man den Spielelementen scheinbar hilflos ausgeliefert. Aber gerade diese Momente machen unheimlich viel Spaß.

Dazu gehören immer zwei: Die Herausforderung besteht nicht nur darin, als fahrender Part die Strecke zu meistern, sondern auch darin, das Vehikel nicht zu langsam werden zu lassen, denn dann kommt es zur besagten Explosion. Wer nun annimmt, es sei Sache des Fahrzeug-manövrierenden Menschen, dies zu gewährleisten, könnte falscher nicht liegen; denn selbst eine Koryphäe am Lenkrad ist aufgeschmissen, wenn ihr vom Bauenden drei Beschleuniger hintereinander vorgesetzt werden, die dann vor einer Kurve enden oder das Fahrzeug gar in eine Sackgasse schießen lassen. Denn welche Straßenteile als nächstes kommen entscheidet der Zufall. Als Bauende:r bleibt lediglich die Option, unter Zeitdruck ein unpassendes Teil ins Blaue, also abseits der Strecke, zu bauen und zu hoffen, dass das nächste Stück besser passt. Was allerdings dann zu Punktabzügen führt. Das Kräfteverhältnis der beiden Zuständigen ist also durchaus ausgeglichen, was Frust und Fehlerzuschiebereien minimiert.

Hilflosigkeit verbindet: Nach den ersten Explosionen und wahnwitzigen Fahrmanövern, dem vorweg hektische Anweisungen des Bauenden wie „WARTE! Warte! Warte! … J-etzt! … NEIN! Fuck! WARTE! Warte! Gleich!“ stehen, werden die Beteiligten irgendwann unfreiwillig entspannt. Gleichmut macht sich breit, denn die Teile kommen wie sie nun mal kommen und Fehler passieren jedem dabei. Dieses „Gemeinsam-Ausgeliefert-Sein“ macht früher oder später herrlich locker und sorgt für befreite Lachflashes.

Nach jedem bestandenen Level können die Rollen getauscht werden.

Verschiedene Modi

Alleine spielen als „Lone Racer“: Im Einzelspielermodus „Lone Racer“ muss eigenständig und während die Stoppuhr im Hintergrund läuft, sowohl gebaut, als auch gefahren werden. Ist gerade der Baumodus aktiv, darf das Auto ausnahmsweise geparkt werden, ohne dabei hochzugehen. Ziel dabei ist, möglichst weit zu fahren, bevor die Zeit abgelaufen ist. Es ist zwar schön, dass Can‘t Drive This einen Singleplayer-Modus bekommen hat, dieser passt aber leider überhaupt nicht zur Spielmechanik.

Zu zweit mit „Yardage“ und „Game of Drones“: Zu zweit entfaltet das Spiel sein volles Potenzial. Wir können wählen, ob wir nebeneinander an einem Bildschirm zocken oder aber online. Wem gerade keine adäquate spielwillige Hälfte zur Verfügung steht, kann sich online auch jemanden zuteilen lassen oder gezielt einladen. Der Online-Modus kann übrigens generell nur von einem Duo in Anspruch genommen werden.

Die vier Spielmodi in Can’t Drive This: Lone Racer, Yardage, Game of Drones und Capture the Egg.

Als „Yardage“ könnte man den Grundmodus von Can’t Drive This bezeichnen. Ziel besteht darin, so weit wie möglich geradeaus zu fahren, ohne dass euer Rennauto in die Luft geht.

Im Modus „Game of Drones“ gilt es aufsteigende Level zu meistern. Bei jeder Spielstufe werden, je nach Fortschritt, Ziele abgeklappert, sogenannte „Holos“. Mit steigendem Level, müssen mehr dieser Ziele eingesammelt werden. Eure Mission wird durch Drohnen erschwert, die immer wieder EMP-Minen auf euren Strecken abwerfen. Diese Mechanik erinnert ein wenig an das Bananen-Abwerfen in Mario Kart. Der Unterschied ist, dass die Minen unser Fahrzeug nicht nur ausbremsen, sondern direkt stilllegen. Worin Stillstand in Can’t Drive This mündet, wurde ja bereits ausreichend beschrieben. [Da war sie übrigens, die Banane aus dem Teaser. Jaha, ihr dachtet, das war negativ gemeint, nicht wahr?]

Wer zu dritt spielt, sollte dafür sorgen, dass der bzw. die Streckenbauer:in eine Monitorhälfte für sich bekommt. Im Screenshot sind übrigens die gefürchteten Beschleunigungsstreifen zu sehen.

Drei oder vier Leute: Sowohl Yardage als auch Game of Drones können auch zu dritt oder zu viert bestritten werden, allerdings nicht online. Ein ausreichend große Couch ist hier empfehlenswert, ebenso wie ein großer Bildschirm oder Fernseher. Vor allem Bauende brauchen viel Platz, um die Strecke einigermaßen vorausplanen zu können.

Zu viert im Split-Screen und „Capture the Egg“: Gänzlich für vier Spielende vorbehalten und nur lokal umsetzbar ist der letzte Modus „Capture the Egg“. Selbstverständlich ist der Name an das allseits bekannte „Capture the Flag“ aus vielen Koop-Shootern angelehnt und läuft im Grunde auch genau so ab: Es gilt, anstelle einer Flagge, ein Ei zu erobern. Dies ist der einzige kompetitive Modus in Can’t Drive This.

Easter Eggs und nischiger Humor

Besonders lustig sind die zahlreichen Easter Eggs und Crossover-Verweise auf andere Medien, die sich vor allem in den freischaltbaren Trophäen und den Fahrzeugbauteilen wiederfinden. Selbst das Tutorial besteht nicht einfach aus schlichten Spielanweisungen- und Mechaniken, die es zu vermitteln gilt, sondern strotzt nur so vor herrlich nerdigem Humor und Wortwitzen. Benjamin Lochmann, CEO bei Pixel Maniacs verriet hierzu:

Die Easter Eggs wie die Trophäennamen oder die Tutorial-Videos kommen von unserem Creative Director Steve, er hat da, finde ich, echt eine Begabung für. 🙂

Benjamin Lochmann, CEO Pixel Maniacs

So gibt es Trophäen wie „Macht ohne mich weiter“, „Voll in der Zone“, „Alter Asphalter!“, „Das obligatorische „Online spielen““, „Wie in diesem Film“ (wenn das Auto zum ersten Mal explodiert, nachdem man zu langsam wurde) und „Holöchen!“ mit einem Bild von Lionel Richie daneben, nachdem 25 Holos eingesammelt wurden und viele, viele weitere.

Das, was in der Garage hinten am Auto befestigt werden kann, heißt im Spiel „Spoiler“ und gelegentlich handelt es sich dabei auch tatsächlich inhaltlich um Spoiler aus anderen Medien und Games.

In der Garage stehen nicht nur wild zusammengewürfelte Designs, sondern auch optisch passende Sets zur Auswahl. Diese müssen aber erst freigeschaltet werden.

72 Stunden fürs Konzept

Wie viele kreative und innovative Ideen, entstand auch die zu Can’t Drive This ziemlich spontan. In nur 72 Stunden wurde der Leitfaden beschlossen, so Lochmann:

Wir haben an einem Game Jam namens „Ludum Dare“ teilgenommen, bei dem man innerhalb von 72 Stunden ein Spiel entwickeln muss. Als Thema war „Shape Shifting“ vorgegeben. Wie wir es bei unseren regelmäßigen Jams so machen, saßen wir im Besprechnungszimmer zusammen und brainstormten, was zu dem Thema passen könnte.

Die Carrera-Bahn im Raum: Benjamin Lochmann berichtet außerdem, dass eine Carrera-Bahn, die zufällig im selben Raum stand, den ausschlaggebenden Impuls lieferte:

Ein Kollege entdeckte dabei eine Carrera-Bahn im Zimmer und meinte daraufhin, dass es doch cool wäre, wenn man die Strecke bauen würde WÄHREND der/die andere sie gleichzeitig fährt. Den Prototypen bastelten wir dann in 72h zusammen und stellten ihn Online. Als Kotaku dann darüber berichtete, wussten wir, dass wir die Idee fertig machen sollten.

Ein fast perfektes Partyspiel

Je höher das Level, desto mehr ist auf euren Strecken los – selbst, wenn ihr nur zu zweit spielt.

Bei Can’t Drive This gibt es nur sehr wenig zu kritisieren. Zu keinem Zeitpunkt hatten meine Mitspielenden oder ich keinen Spaß. Die gelegentlichen Bugs, wie zum Beispiel, dass das Auto in einem Ring hängen bleibt und nicht explodiert, gab es wirklich selten. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Standard-Modus etwas hektisch werden. Und zwar beispielsweise dann, wenn drei Beschleunigungsteile hintereinander kommen, dann eine Rampe, dann eine Kurve usw. Hier hat man kaum eine Chance, die Situation zu meistern. Dementsprechend schnell können manche Runden enden. Can’t Drive This ist auch eine Frage des Glücks, nicht nur des Könnens. Was aber nicht zwangläufig stören muss.

Can’t Drive This ist zwar kein „Spiel für’s Leben“ aber wunderbar für zwischendurch. Man kann PC oder Konsole spontan anschmeißen, mit einem netten Menschen ein paar Runden drehen und dann wieder abschalten. Es ist ein Spaßspiel, bei dem man aber schnell alles gesehen hat.

Tipp: Wer die Bauteile vier Mal so spät wie möglich direkt vor das Auto baut, füllt damit das Item-O-Meter auf und gewinnt so eine neue optische Anpassung in der Garage. Außerdem winkt hier eine Trophäe.

Das Freischalten neuer Autoteile soll dabei zum Weiterspielen animieren, was aber nur teilweise funktioniert. Wir fanden recht schnell heraus, wie sich die Punkte für unsere Garage bewusst generieren lassen und welche Tricks eingesetzt werden können, um ein Level weiter zu kommen. Beim Wiederspielen waren wir selten länger als eine Stunde beschäftigt und haben meist nur noch das Freischalten von Achievements und Designs priorisiert.

Can’t Drive This ist kein „tiefes Spiel“, was uns aber absolut nicht gestört hat. Wir haben die leichtfüßige und gesellige Zerstreuung des Indie-Titels gerade in Zeiten von Corona genossen und saßen die ersten beiden Game-Sessions bis halb vier in der Nacht laut lachend und schreiend vorm Bildschirm. Abschalten ging erst, als die Augen zufielen.